Dena: BEG-Bonus löst Dynamik bei serieller Sanierung aus

Jede vierte Sanierung wird mittlerweile seriell umgesetzt, teilt die Deutsche Energie-Agentur (Dena) mit – bis 2022 waren es noch zwei Prozent. Grund ist ein Bonus in der Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG).

Knapp jede vierte (23 Prozent) Sanierung zum Effizienzhaus 40 oder 55, die seit Anfang 2023 im Rahmen der Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) von Wohnungsunternehmen beantragt wurde, ist eine serielle Sanierung. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Deutschen Energie-Agentur (Dena). Insgesamt entspricht das 2.143 bewilligten Anträgen für rund 11.600 Wohneinheiten.

Die BEG-Förderung besteht aus zinsvergünstigten Krediten von bis zu 150.000 Euro pro Wohneinheit, die ein bis zwei Prozentpunkte unter den marktüblichen Zinskonditionen liegen. Hinzu kommen Tilgungszuschüsse, die sich im besten Fall auf 45 Prozent summieren können, was einer Förderung von 67.000 Euro pro Wohneinheit entspricht.

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BEG-Bonus macht serielle Sanierungen bezahlbar

Vor Einführung des BEG-Bonus zum 1.1.2023 machten serielle Sanierungen weniger als zwei Prozent aus – und der Schwerpunkt lag auf Pilotprojekten. Der Bonus sei ein wichtiger Hebel, um den Markthochlauf für serielle Sanierungen zu beschleunigen, sagte Christian Stolte, Bereichsleiter Klimaneutrale Gebäude bei der Dena. "Er schließt die anfängliche, innovationstypische Wirtschaftlichkeitslücke."

Der Trend geht laut Stolte bei den Sanierungen weg von Einzelgebäuden hin zu größeren Vorhaben und ganzen Quartieren. Das wirke als Innovationsmotor, da mit der steigenden Nachfrage Baufirmen verstärkt in die Weiterentwicklung der Lösungen investierten. Serielle Fassadensanierungen seien schon jetzt fünf bis zehnmal schneller als konventionelle Sanierungen umsetzbar.

Durch die höheren Stückzahlen zeigen sich außerdem erste Skaleneffekte. Die Kosten sinken schrittweise. Für Mehrfamilienhäuser lassen sich damit serielle Sanierungen wirtschaftlich umzusetzen "und die Transformation zum klimaneutralen Gebäudebestand beschleunigen", erklärte Corinna Enders, Vorsitzende der Dena-Geschäftsführung.

Serielle Sanierung als neuer Wirtschaftszweig

Der BEG-Bonus wird nach Angaben von Dena zunehmend auch für die serielle Sanierung von Ein- und Zweifamilienhäusern genutzt. Für Nicht-Wohngebäude wird zwar der Bonus nicht angeboten, es werden aber trotzdem erste serielle Pilotsanierungen seriell geplant und umgesetzt, "was auch auf die beschleunigte Marktentwicklung zurückgeht", teilte die Dena mit.

Die Deutsche Energie-Agentur taxiert das bislang für Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie Nicht-Wohngebäude ausgelöste Marktvolumen im seriellen Sanierungsmarkt auf insgesamt zirka zwei Milliarden Euro. Das Gesamtpotenzial für den Markt schätzen die Experten bis 2045 auf rund 500 Milliarden Euro für Wohngebäude und Nicht-Wohngebäude, die sich für das serielle Sanieren eignen. Der Fokus liegt auf Gebäuden aus den 1950er- bis 1970er-Jahren.

Net-Zero-Gebäudebestand mit seriellen Sanierungen

Die Dena initiiert, koordiniert und unterstützt die Entwicklung serieller Sanierungslösungen im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Bei der energetischen Modernisierung ist demnach etwa jedes dritte Gebäude in Deutschland für eine Sanierung mit vorgefertigten Fassadenelementen geeignet.

Um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen, muss ein Großteil der Gebäude in Deutschland energetisch modernisiert werden. Serielle Sanierungslösungen sind dabei laut Dena unverzichtbar. Sie kombinieren die digitale Planung mit der Vorfertigung von Fassadenteilen und Dachelementen, auch mit Photovoltaik, sowie mit Energiemodulen und standardisierten Prozessen. Auf diese Weise lassen sich mehr Gebäude in kürzerer Zeit auf einen klimaneutralen Net-Zero-Standard bringen.

Energiesprong: Kostensenkungen von bis zu 50 Prozent

Die Dena setzt auf das Energiesprong-Prinzip. Hier werden die Gebäude auch mit Solarmodulen ausgestattet. Nach der Sanierung erzeugen die übers Jahr gerechnet genauso viel Energie wie sie verbrauchen, also netto null (Net Zero). Auch große Wohnbestände lassen sich auf diese Weise effizient, schnell und kostengünstig sanieren, so das Versprechen. Mit der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) soll auch der Gebäudebestand in Schritten emissionsfrei werden.

Die Dena hat das Energiesprong-Prinzip, das 2013 in den Niederlanden entwickelt wurde, im Jahr 2017 auf dem deutschen Markt etabliert. Die Agentur schätzt das Potenzial der seriellen Sanierung nach diesem Prinzip für kleinere bis mittlere Mehrfamilienhäuser der 1950er bis 1970er Jahre auf rund eine halbe Million Gebäude mit drei Millionen Wohnungen – außerdem sind demnach rund vier Millionen Einfamilienhäuser und Nichtwohngebäude, wie Schulen oder Büros, geeignet.

Erfahrungen aus den Niederlanden und Großbritannien haben der Dena zufolge gezeigt, dass sich durch die Weiterentwicklung und Skalierung des Energiesprong-Prinzips Kostensenkungen zwischen 40 und 50 Prozent realisieren lassen.


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