Dipl.-Inform. J枚rg Schiemann
Nach aktuellen Umfragen m枚chten rund 23聽% der Angestellten in den n盲chsten 12 Monaten ihr Unternehmen verlassen. Dabei ziehen sie erst recht die Konsequenzen, wenn die Arbeitgeber nicht im Kontext der psychischen Gesundheit Unterst眉tzung anbieten: Laut einer Studie der American Psychological Association ist die Wahrscheinlichkeit, das Unternehmen zu verlassen, f眉r besonders gestresste Angestellte sogar dreimal so hoch.
Auch Harvard Business Review f眉hrte Untersuchungen mit einem 盲hnlichen Ergebnis durch. Von 1.500聽befragten Angestellten gaben 50聽% an, aufgrund von mentalen Gesundheitsbeschwerden ihren Job verlassen zu haben.
Die Arbeitnehmer betrachten sich aber auch selbstkritisch. Laut Ver.di gaben 66聽% der Besch盲ftigten im Jahr 2018 an, auch au脽erhalb der regul盲ren Arbeitszeit beruflich erreichbar zu sein. 50聽% sahen bei sich selbst sogar ein Burnout-Risiko.
Ein Burnout ist dabei charakterisiert durch einen Ersch枚pfungszustand (emotional wie k枚rperlich), der mit einem Motivationsverlust einhergeht. I.聽d.聽R. gibt es 3 Beschwerdebereiche: Ersch枚pfung, Entfremdung und verringerte Leistungsf盲higkeit.
Die Unternehmen haben es aber durchaus in der eigenen Hand. Dies zeigen die Ergebnisse einer von Modern Health beauftragten und von Forrester Consulting durchgef眉hrten Studie aus dem Jahr 2021: 80聽% der befragten Angestellten w眉rden ihrem Unternehmen treu bleiben, wenn es Angebote f眉r mentale Gesundheit geben w眉rde.
Dabei ist es nicht die Arbeit an sich, die als Belastung empfunden wird, sondern es sind die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz, die den Unterschied zwischen der Arbeit als Ressource und der Arbeit als Belastung ausmachen. So sollte nicht nur die Abwesenheit psychischer St枚rungen und Erkrankungen vorherrschen, sondern umgekehrt sogar ein positiver Zustand mit hohem Wohlbefinden, Zufriedenheit am Arbeitsplatz und Arbeitsmotivation vorliegen.
Die Mitarbeiterzufriedenheit ist die Differenz zwischen dem, was Mitarbeiter von ihrem Arbeitsumfeld erwarten und dem, wie sich das Arbeitsumfeld in der Realit盲t gestaltet. Arbeitgeber k枚nnen so bereits durch die Gestaltung der Arbeitspl盲tze positiven Einfluss nehmen, z.聽B. individuelle Handlungsspielr盲ume schaffen, ein wertsch盲tzendes Miteinander sicherstellen, offen mit Konflikten umgehen oder angemessene Arbeitszeitmodelle anbieten.
Als Ergebnis einer Umfrage des Anbieters Likeminded w眉nschen sich 63聽% der Angestellten auch eine bessere mentale Unterst眉tzung am Arbeitsplatz bei Themen wie Stress, Burnout und mentalen Herausforderungen.
Die daf眉r angebotenen L枚sungen beschr盲nken sich nicht auf den Bereich Arbeit allein, sondern wirken nat眉rlich auch im privaten Rahmen. Das ist gerade in Bezug auf die durch die Corona-Pandemie ver盲nderten Arbeitsbedingungen f眉r die Unternehmen von Vorteil: Im Leben der Angestellten verschmelzen Arbeitsplatz und Berufsleben immer mehr miteinander, drastisch verst盲rkt durch den Trend zum Homeoffice.
Insbesondere ist der in der Corona-Pandemie eingeschr盲nkte soziale Austausch eine der wichtigsten Ursachen der in dieser Zeit gestiegenen psychischen Belastungen. So geben uns soziale Kontakte ein gutes Gef眉hl, da unser K枚rper 鈥 genauer: das Belohnungssystem 鈥 Dopamin aussch眉ttet. Wird der Nucleus accumbens (welcher Teil des Belohnungssystems ist) mangels sozialer Kontakte weniger aktiviert, so ist Motivationsmangel eine m枚gliche Folge. Insofern gilt der Mangel an sozialem Austausch als eine der wichtigsten Ursachen f眉r psychische Belastungen in der Corona-Krise.
Das Gef眉hl des Ausgeliefertseins in der Pandemie und das ungewohnte, herausfordernde Management von Homeoffice, Heim und Familie k枚nnen sogar in chronischem Stress m眉nden. Dann bleibt die Hormonaussch眉ttung durchgehend hoch, anstatt wie nach Krisen wieder herunterzufahren. In der Folge reagieren wir auf Negatives 眉bersensibel.
So ist es kein Wunder, dass laut der Weltgesundheitsorganisation WHO allein im ersten Pandemiejahr die F盲lle von Depressionen und Angstst枚rungen weltweit um rund 25聽% angestiegen sind.
Und das Problem betrifft viele Unternehmen: Nach dem Deutschland-Barometer Depression, einer Studie der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, haben 20聽% der Besch盲ftigten bereits einmal eine Diagnose Depression erhalten, weitere 19聽% vermuten erkrankt zu sein (ohne Vorliegen einer 盲rztlichen Diagnose) und erschreckende 15聽% haben schon einen Suizid oder Suizidversuch im Kollegenkreis erlebt.