Dipl.-Inform. J枚rg Schiemann
Zusammenfassung
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In den letzten Jahren sind 2 Entwicklungen zu beobachten, die in diesem Artikel in ihrer Wechselwirkung und ihrem Zusammenhang betrachtet werden sollen. Zum einen geht es um die deutliche Zunahme psychischer Belastungen, die in verschiedenen Studien f眉r den Arbeitskontext festgestellt werden kann. Zum anderen wirft der steigende Digitalisierungsgrad auch die Frage nach Unterst眉tzungsm枚glichkeiten auf: Inwieweit k枚nnen digitale Anwendungen der psychischen Gesundheit dienen und entsprechend zur Verringerung von Belastungen eingesetzt werden? In diesem Artikel geht es also um die Fragen, inwieweit, unter welchen Umst盲nden und in welchen F盲llen digitale Anwendungen eingesetzt werden k枚nnen, um psychische Belastungen im Arbeitskontext zu reduzieren.
1 Gesundheitsverst盲ndnis
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) hat zum Ziel, strukturiert gesundheitsf枚rderliche und pr盲ventive Ma脽nahmen im Unternehmen durchzuf眉hren. Diese Ma脽nahmen dienen dazu, die Gesundheit und Leistungsf盲higkeit der Mitarbeiter langfristig zu st盲rken und zu erhalten 鈥 und als Folge die des Unternehmens.
In diesem Kontext ist die Gesundheit ganzheitlich zu verstehen, d.听h., sie umfasst sowohl den K枚rper als auch die Psyche. Dazu geh枚ren beispielsweise die Sozialbeziehungen des Mitarbeiters und das unterst眉tzende Umfeld im Unternehmen, aber auch die individuellen Bed眉rfnisse und die Lebenssituation des Arbeitnehmers im Sinne der Work-Life-Balance.
2 Psychische Belastung
Gem盲脽 der internationalen Norm DIN EN ISO 10075-1 wird "psychische Belastung" definiert als die "Gesamtheit aller erfassbaren Einfl眉sse, die von au脽en auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken". Sie rufen bei ihm also Reaktionen im Denken, F眉hlen, Wahrnehmen, Erinnern usw. hervor. Anders als im Alltagsverst盲ndnis und entgegen dem allgemeinen Sprachgef眉hl ist psychische Belastung damit erst einmal als neutral zu verstehen.
Zu den Einfl眉ssen von au脽en geh枚ren dabei im Kontext Arbeit sowohl die Arbeitsanforderungen (z.听B. Anforderungen an die Beherrschung der eigenen Emotionen) als auch Ausf眉hrungsbedingungen (z.听B. die Arbeitszeit oder die Unterst眉tzung durch Vorgesetzte und Kollegen).
2.1 Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz
Die psychische Gesundheit ist in den letzten Jahren zu einem der gr枚脽ten Probleme geworden. So wird gesch盲tzt, dass in der Europ盲ischen Union mittlerweile rund 50听Mio. Menschen an psychischen Erkrankungen leiden. Zu den h盲ufigsten z盲hlen Angst- und Zwangsst枚rungen, Depressionen, Ersch枚pfung oder Suchterkrankungen (Alkohol, Medikamente, Drogen etc.).
Nach Angaben der Bundesregierung haben die Ausfallzeiten durch psychische Erkrankungen in Deutschland im Jahr 2021 im Schnitt 48 Tage betragen 鈥 dreimal so lang im Vergleich zu den 16 Tagen Durchschnitt 眉ber alle Erkrankungen hinweg! Dabei sind alle Altersgruppen der Erwerbst盲tigen davon betroffen.
Psychische Erkrankungen machen mittlerweile einen relativen Anteil von rund 17听% an der Arbeitsunf盲higkeit in Unternehmen aus und sind damit die zweith盲ufigste Ursache. Allein die Krankheitskosten f眉r psychische Erkrankungen (und Verhaltensst枚rungen) betrugen schon 2015 deutschlandweit 44,4听Mrd. EUR. Sie stiegen in 2020 auf 56,4听Mrd. EUR weiter an. Das hat auch enorme wirtschaftliche Folgen: Allein im Jahr 2017 verursachten psychische Erkrankungen Produktionsausfallkosten von 12,2听Mrd. EUR; bis 2021 stiegen diese laut Statista bis auf 15,8听Mrd. an.
2.2 Gesetzliche Grundlage/Gef盲hrdungsbeurteilung psychischer Belastungen
Dem Anstieg psychischer Erkrankungen werden allerdings auch gesetzliche Ma脽nahmen entgegengesetzt. So verpflichtet das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) Unternehmen bereits seit 1996 dazu, die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu sch眉tzen. Als zentrales Instrument wird hier die Gef盲hrdungsbeurteilung eingesetzt. So sind f眉r jeden Arbeitsplatz k枚rperliche, aber auch psychische Belastungen zu ermitteln und zu dokumentieren. Sollten die Belastungen eine Gef盲hrdung darstellen, so sind entsprechende Gegenma脽nahmen einzuleiten.
Es gibt verschiedene M枚glichkeiten eine solche Gef盲hrdungsbeurteilung durchzuf眉hren, denn genaue Vorschriften, wie diese auszusehen hat, existieren nicht.
2.3 Digitale Gef盲hrdungsbeurteilung
Ein Startup aus Berlin bietet mit dem sog. PSY-QUICK beispielsweise eine digitale Gef盲hrdungsbeurteilung psychischer Belastungen nach 搂听5 ArbSchG an, wie sie seit ca. 10听Jahren vorgeschrieben wird. Das Besondere: Hier geht es prim盲r um die Belastung am untersuchten Arbeitsplatz, also das Stresslevel der Arbeitspl盲tze, idealerweise unabh盲ngig von den handelnden Personen.
Der PSY-QUICK realisiert eine Belastungserfassung als plattformunabh盲ngiger Online-Fragebogen nach DIN-ISO 10075, bei der der gesamte Prozess von der Analyse bis zur Handlungsempfehlung vollst盲ndig digital abl盲uft.
Der daf眉r verwendete SPA-Fragebogen (Screening psychischer Arbeitsbelastung) ist als Ergebnis aus 15听Jahren Forschung an der Universi...