Mobiles Arbeiten und Ergonomie: Was empfiehlt die aktuelle Forschung?

Während Arbeitsplätze, -flächen, -mittel und -umgebung bei regulärer bzw. stationärer Büroarbeit im direkten Einflussbereich des Arbeitgebers liegen, erschwert die mobile Bildschirmarbeit im Homeoffice und auf Dienstreisen die Sicherstellung der vorgeschriebenen ergonomischen Anforderungen an die Arbeitsplätze. Da Arbeitgeber auch hinsichtlich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes nicht in den privaten Lebensbereich ihrer Angestellten eingreifen dürfen, obliegt es in der Regel vorrangig den Beschäftigten selbst, für eine ergonomisch sinnvolle Einrichtung ihres Arbeitsortes zu sorgen – auch in Hinsicht auf die Bildschirmarbeit.
Das gelingt aus unterschiedlichen Gründen nicht immer. Die Folge dieser Defizite können diverse körperlich-ergonomische Beschwerden sein, welche die Gesundheit des Beschäftigten auch langfristig einschränken können. Doch welche Probleme treten bei der mobilen Bildschirmarbeit besonders auf und wie können Beschäftigte diese verhindern? Ein Projekt des Instituts für Arbeitsschutz der DGUV (IFA), das im Auftrag der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) und in Kooperation mit den DGUV Sachgebieten „Büro“ und „Neue Formen der Arbeit“ durchgeführt wurde, hat hierzu den aktuellen Forschungsstand beleuchtet.
Analyse internationaler Studien
Bei einer systematischen Literaturrecherche der deutschen und englischsprachigen Fachliteratur von 2011 bis 2021 analysierten die Forscher des IFA insbesondere Arbeitsumgebungsfaktoren wie Körperhaltung, Mobiliar und Lichtverhältnisse. Zudem untersuchten sie ergonomische Einflussfaktoren wie die Nutzung verschiedener Geräte, die üblicherweise in mobilen Arbeitsumgebungen verwendet werden (z. B. Laptop, Tablet, Smartphone), deren Nutzungsdauer sowie die Benutzungsschnittstellen (Ein-/Ausgabegeräte). Bei den gesundheitlichen Problemen lag der Fokus auf muskuloskelettalen Symptomen sowie Augen- und Sehbeschwerden.
Auslöser und Symptome
Die analysierten Studien und Untersuchungen zeigen, dass häufig "nicht neutrale Körperhaltungen" die Ursache für muskuläre Probleme bei Beschäftigten sind. In einigen der untersuchten Studien wurden bereits nach 5 bis 15 Minuten auffällige Befunde bei den Probanden festgestellt, deren Ausmaß sich mit zunehmender Dauer der Belastung verstärkte und teilweise intensivierte. Die meisten Quellen verzeichneten dabei Probleme im Nackenbereich der Arbeitnehmer. Die Studien stellten fest, dass ungünstige Körperhaltungen auf das Fehlen von Zusatzgeräten wie einer externen Maus, einer Tastatur oder einem Bildschirm sowie auf die Verwendung nicht optimal geeigneter Geräte wie einem Touchpad anstelle einer Maus bei der Verwendung eines Laptops zurückzuführen sind.
Arbeit im Homeoffice und Zug
Bei der Homeofficearbeit erkannten die Untersuchten in- und ausländischen Studien eine besondere Gefährdung bei der Arbeit an Ess- oder Küchentischen. An diesen Tischen ist es im Gegensatz zu ergonomisch besser geeigneten Schreibtischen in der Regel nicht möglich, die Arme ausreichend aufzustützen. Der Blick wird deshalb nach unten gerichtet, was den Nacken zusätzlich belastet.
In der heutigen Zeit ist mobiles Arbeiten aus dem Zug im Vergleich zu früheren Jahren bereits besser möglich, da zumindest in Fernzügen spezielle PC-Arbeitsplätze eingerichtet sind. Aber auch hier entsprechen die Arbeitsverhältnisse selbstverständlich oft nicht den gesetzlichen Vorgaben. Durch kurze Bewegungspausen und wechselnde Arbeitsaufgaben kann aber genau wie bei der Homeofficearbeit die ergonomisch ungünstige Situation aufgelockert werden. Eventuelle Augenbelastung durch einfallendes Sonnenlicht kann durch Verdunklung vermieden werden. Neben einer Maus als Eingabehilfe sollte auch eine Sichtschutzfolie verwendet werden.
ϳܱ:Konstantin Wechsler, Britta Weber, Stephanie Griemsmann, Rolf Ellegast: Systematisches Review zu physischen Belastungen bei mobiler Bildschirmarbeit, Download unter:
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