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Entscheidungsstichwort (Thema)
Beiladung einer Personenhandelsgesellschaft zu einem gegen einen einheitlichen Feststellungsbescheid gerichteten Verfahren
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Leitsatz (amtlich)
In dem gegen einen einheitlichen Feststellungsbescheid gerichteten Verfahren ist eine Personenhandelsgesellschaft auch dann gem盲脽 搂 60 Abs.3 FGO beizuladen, wenn sie vom Ausgang des Verfahrens unter keinem denkbaren Gesichtspunkt betroffen sein kann.
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Normenkette
FGO 搂听48 Abs. 1 Nr. 3, 搂听60 Abs. 3
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Tatbestand
Der Kl盲ger und Beschwerdef眉hrer (Kl盲ger) war einziger Kommanditist der beigeladenen A-GmbH & Co. KG (KG). Alleinige Komplement盲rin war die O-mbH (GmbH), deren einziger Gesellschafter und Gesch盲ftsf眉hrer der Kl盲ger war. Der Kl盲ger war ferner Eigent眉mer eines Betriebsgrundst眉cks, das an die KG verpachtet war.
Mit notariellem Kauf- und 脺bertragungsvertrag vom 12.Oktober 1984 verkaufte der Kl盲ger seine GmbH- und Kommanditanteile mit Wirkung zum 2.Januar 1985 an P. Der Pachtvertrag 眉ber das Grundst眉ck lief zun盲chst weiter. Im Jahr 1987 ver盲u脽erte der Kl盲ger auch das Grundst眉ck an P.
Der Kl盲ger erkl盲rte f眉r das Streitjahr 1985 u.a. einen Entnahmegewinn f眉r das Grundst眉ck in H枚he von 896 118 DM. Der Beklagte und Beschwerdegegner (das Finanzamt --FA--) h盲lt einen um 3 420 000 DM h枚heren Entnahmegewinn f眉r angemessen. Der Einspruch gegen den entsprechenden Ansatz im Bescheid 眉ber die gesonderte und einheitliche Feststellung des Gewinns der KG blieb erfolglos.
Das Finanzgericht (FG) hat die KG gem盲脽 搂 60 Abs.3 der Finanzgerichtsordnung (FGO) zum Verfahren beigeladen. Dagegen richtet sich die vorliegende Beschwerde des Kl盲gers, der das FG nicht abgeholfen hat.
Der Kl盲ger beantragt, den Beschlu脽 des FG aufzuheben.
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Die Beschwerde ist nicht begr眉ndet.
Die KG war im Streitfall zum Verfahren beizuladen (搂 60 Abs.3 FGO).
1. a) Feststellungsbescheide, in denen der Gewinn der Gesellschafter aus ihrer Beteiligung als Grundlage f眉r die Veranlagung zur Einkommen- bzw. K枚rperschaftsteuer festgestellt werden, richten sich nach ihrem Inhalt an die Gesellschafter. Ihnen m眉脽te deshalb auch die Klagebefugnis im Steuerproze脽 zustehen. Diese Klagebefugnis wird durch 搂 48 Abs.1 FGO jedoch hinsichtlich von Feststellungsbescheiden 眉ber Eink眉nfte aus Gewerbebetrieb eines gewerblichen Betriebes eingeschr盲nkt. Danach besteht ein Klagerecht der Gesellschafter nur dann, wenn es um die Verteilung des festgestellten Betrages geht oder es sich um eine Frage handelt, die den Gesellschafter pers枚nlich angeht (搂 48 Abs.1 Nr.1 und 2 FGO); im 眉brigen sollen nur die zur Gesch盲ftsf眉hrung berufenen Gesellschafter klagebefugt sein (搂 48 Abs.1 Nr.3 FGO).
b) Die Rechtsprechung hat die letztgenannte Bestimmung in dem Sinne ausgelegt, da脽 das Klagerecht von der Personengesellschaft wahrgenommen wird, die hierbei durch ihre nach Gesellschaftsrecht vertretungsberechtigten Gesellschafter handelt (Urteil des Bundesfinanzhofs --BFH-- vom 4.Mai 1972 IV 251/64, BFHE 105, 449, BStBl II 1972, 672, st盲ndige Rechtsprechung). Sie wird dabei in Proze脽standschaft f眉r ihre Gesellschafter t盲tig (BFH- Urteile vom 19.Mai 1983 IV R 125/82, BFHE 139, 1, BStBl II 1984, 15; vom 22.November 1988 VIII R 90/84, BFHE 155, 250, BStBl II 1989, 326). Nach der Rechtsprechung besteht eine Klagebefugnis der Gesellschaft dar眉ber hinaus auch in den erw盲hnten F盲llen, in denen die Gesellschafter ein eigenes Klagerecht in Anspruch nehmen k枚nnen (BFH-Urteil vom 26.Oktober 1989 IV R 23/89, BFHE 159, 15, BStBl II 1991, 333, st盲ndige Rechtsprechung).
c) Wer klagebefugt ist, aber nicht selbst Klage erhoben hat, ist zum Verfahren notwendig beizuladen (搂 60 Abs.3 FGO). Deshalb ist nach st盲ndiger Rechtsprechung des BFH auch bei der Klage eines Gesellschafters zu Fragen, die nur ihn selbst ber眉hren (搂 48 Abs.1 Nr.1 und 2 FGO), die Gesellschaft beizuladen (BFH-Urteile vom 15.November 1967 IV R 281/66, BFHE 90, 428, BStBl II 1968, 122; in BFHE 105, 449, 455, BStBl II 1972, 672; vom 12.November 1985 VIII R 364/83, BFHE 145, 408, BStBl II 1986, 311; in BFHE 159, 15, BStBl II 1990, 333).
Dies gilt auch dann, wenn der Rechtsstreit 眉ber die H枚he eines Sonderbetriebsgewinns oder -verlustes eines Gesellschafters keine Auswirkung auf den Gewinn oder Verlust der Gesellschaft oder eines anderen Gesellschafters hat (BFH-Urteil vom 10.Februar 1988 VIII R 352/82, BFHE 152, 414, BStBl II 1988, 544; vgl. auch --zum Ver盲u脽erungsgewinn bei Sonderbetriebsverm枚gen-- BFH-Beschlu脽 vom 23.August 1985 IV B 53/85, BFH/NV 1987, 584 und --zum Entnahmegewinn bei Sonderbetriebsverm枚gen-- BFH-Urteil vom 11.Dezember 1986 IV R 77/84, BFH/NV 1987, 768).
2. Der Senat h盲lt an dieser Rechtsprechung auch f眉r den Fall fest, da脽 der Gewinn aus der Ver盲u脽erung oder Entnahme von Wirtschaftsg眉tern des Sonderbetriebsverm枚gens anl盲脽lich des Ausscheidens eines Gesellschafters aus der Gesellschaft entsteht.
a) Eine Einschr盲nkung der Klagebefugnis und damit der Beiladungsverpflichtung ergibt sich insbesondere nicht aus dem Rechtssatz, da脽 eine nach 搂 48 Abs.1 Nr.1 und Nr.2 FGO klagebefugte Person nicht zum Verfahren beizuladen ist, wenn sie vom Ausgang des Rechtsstreits unter keinem denkbaren Gesichtspunkt betroffen sein kann (zu dieser Einschr盲nkung BFH- Urteile vom 31.Juli 1974 I R 226/70, BFHE 113, 428, BStBl II 1975, 236; vom 16.Dezember 1981 I R 93/77, BFHE 135, 271, BStBl II 1982, 474; vom 10.Dezember 1985 VIII R 41/85, BFH/NV 1986, 404; vom 21.Mai 1987 IV R 283/84, BFHE 149, 523, BStBl II 1987, 601; in BFHE 152, 414, BStBl II 1988, 544; vom 17.Januar 1989 VIII R 370/83, BFHE 156, 103, BStBl II 1989, 563). Das gilt im Streitfall an sich auch f眉r die KG; die H枚he des "Entnahmegewinns" aus der --mit der Ver盲u脽erung des Mitunternehmeranteils zwangsl盲ufig verbundenen, betriebsaufgabe盲hnlichen (s. dazu BFH-Urteile vom 18.Mai 1983 I R 5/82, BFHE 138, 548, BStBl II 1983, 771; Schmidt, Einkommensteuergesetz, 10.Aufl., 搂 16 Anm.73 b, m.w.N.)-- Aufl枚sung des Sonderbetriebsverm枚gens kann sich weder auf Gewinn und Verluste im Gesamthandsverm枚gen der Gesellschaft noch auf die Gewinnanteile der 眉brigen Gesellschafter auswirken. Die sich daraus f眉r die Klagebefugnis dieser Gesellschafter nach 搂 48 Abs.1 Nr.1 und Nr.2 FGO ergebende Einschr盲nkung gilt jedoch nicht f眉r 搂 48 Abs.1 Nr.3 FGO. Sie hat ihre Rechtsgrundlage in 搂 350 der Abgabenordnung (AO 1977) und 搂 40 Abs.2 FGO, die als allgemeine Vorschriften neben der speziellen Vorschrift des 搂 48 FGO anwendbar bleiben. Danach kann derjenige, der von einem Verwaltungsakt rechtlich nicht betroffen ist, mangels Beschwer keinen Rechtsbehelf einlegen (vgl. z.B. BFH-Urteil vom 20.Juli 1988 I R 174/85, BFHE 154, 495, BStBl II 1989, 87, m.w.N.; Tipke/Kruse, Abgabenordnung-Finanzgerichtsordnung, 14.Aufl., 搂 350 AO 1977 Tz.2 und 搂 40 FGO Tz.7 sowie 搂 48 FGO Tz.8).
Die Gesellschaft als solche ist nicht Feststellungsbeteiligte. Ihre Klagebefugnis leitet sich daher nicht aus einer mit der Gewinnzurechnung und -verteilung verbundenen materiell- rechtlichen Beschwer ab. Die in 搂 48 Abs.1 Nr.3 FGO geregelte gesetzliche Proze脽standschaft beruht auf anderen Erw盲gungen.
b) Sie hat ihren Grund zun盲chst im Gesellschaftsrecht. Mit dem Wegfall der gesellschaftsvertraglichen Bindungen entf盲llt auch die Befugnis der Gesellschaft, in gesetzlicher Proze脽standschaft f眉r ihre Gesellschafter klagen zu k枚nnen. Deshalb kann eine handelsrechtlich voll beendete Personengesellschaft in einem Rechtsstreit, der Feststellungsbescheide 眉ber Eink眉nfte aus Gewerbebetrieb betrifft und deshalb dem Regelungsbereich des 搂 48 Abs.1 FGO unterf盲llt, nicht auch Kl盲gerin (vgl. z.B. BFH-Urteile in BFHE 159, 15, BStBl II 1990, 333, und vom 23.Oktober 1990 VIII R 142/85, BFHE 162, 99, BStBl II 1991, 401) oder Beigeladene sein (BFH- Beschlu脽 vom 6.November 1980 IV R 52/77, BFHE 132, 9, BStBl II 1981, 186; BFH-Urteile in BFHE 152, 414, BStBl II 1988, 544; BFHE 156, 103, BStBl II 1989, 563; vom 1.Juni 1989 IV R 19/88, BFHE 157, 181, BStBl II 1989, 1018; in BFHE 159, 15, BStBl II 1990, 333). Wird die Personengesellschaft w盲hrend eines Rechtsbehelfsverfahrens voll beendet, das nur die Angelegenheiten eines Gesellschafters betrifft, so ist nur dieser Gesellschafter als Rechtsnachfolger der Gesellschaft anzusehen (BFH in BFHE 162, 99, BStBl II 1991, 401). Dementsprechend steht der Gesellschaft auch keine Klagebefugnis mehr f眉r solche Gesellschafter zu, die aus der Gesellschaft ausgeschieden sind (BFH-Urteile vom 23.Mai 1973 I R 121/71, BFHE 110, 1, BStBl II 1973, 746; in BFHE 159, 15, BStBl II 1990, 333, st盲ndige Rechtsprechung).
Anders als im Falle der Vollbeendigung der Gesellschaft wird der ausgeschiedene Gesellschafter aber nunmehr f眉r die ihn alleine betreffenden Angelegenheiten nicht alleine klagebefugt. Die Gesellschaft besteht weiter und bleibt beteiligungsf盲hig (vgl. z.B. BFH-Urteil vom 24.November 1988 IV R 252/84, BFHE 155, 255, BStBl II 1989, 312). An sie k枚nnen deshalb auch noch (ge盲nderte) Feststellungsbescheide bekannt gegeben werden, wenn dem FA das Ausscheiden eines Gesellschafters nicht bekannt ist (搂 183 Abs.2 AO 1977). Die Gesellschaft wird dadurch in den Stand gesetzt, das Einspruchs- und Klageverfahren durchzuf眉hren und den ausgeschiedenen Gesellschafter vor eintretenden Rechtsnachteilen zu sch眉tzen. Ihre Klagebefugnis leitet sich u.a. auch davon ab, da脽 die betroffenen und zur Gesch盲ftsf眉hrung nicht berufenen Gesellschafter ganz allgemein die Gesch盲ftsf眉hrer mit der Wahrnehmung ihrer Belange, und zwar auch der aus der Bet盲tigung der Gesellschaft entstehenden steuerlichen Belange, betraut haben (BFH in BFHE 90, 428, BStBl II 1968, 122, und in BFHE 105, 449, 455, BStBl II 1972, 672 sowie in BFH/NV 1987, 584).
c) 搂 48 Abs.1 Nr.3 FGO kn眉pft aber nicht nur an das Gesellschaftsrecht an. Die Vorschrift will auch die eigene steuerrechtliche Interessensph盲re der Gesellschaft sch眉tzen (vgl. z.B. BFH in BFHE 105, 449, 455, BStBl II 1972, 672; Gr盲ber, Finanzgerichtsordnung, 1.Aufl., 搂 48 Anm.8 bis 10). So ist sie u.a. zur Buchf眉hrung und Bilanzierung auch hinsichtlich des Sonderbetriebsverm枚gens (BFHE 162, 99, BStBl II 1991, 401) und zur Abgabe der Erkl盲rungen zur einheitlichen und gesonderten Feststellung unter Einschlu脽 der Sonderbetriebsgewinne und -verluste verpflichtet (搂 181 Abs.2 Nr.4 AO 1977; zur Miteinbeziehung von Ver盲u脽erungs- und Aufgabegewinnen, die ein Gesellschafter erzielt hat, vgl. etwa BFH-Urteile vom 25.Juli 1979 I R 175/76, BFHE 129, 17, BStBl II 1980, 43, und vom 24.November 1988 IV R 252/84, BFHE 155, 255, BStBl II 1989, 312).
搂 48 Abs.1 Nr.3 FGO wird aber im wesentlichen auch von proze脽枚konomischen Erw盲gungen bestimmt wie etwa der Sicherstellung der einheitlichen Behandlung von Streitfragen (vgl. BFH in BFHE 90, 428, BStBl II 1968, 122), der Vermeidung verfahrensrechtlicher Probleme bei materiell-rechtlichen Abgrenzungsschwierigkeiten (vgl. z.B. BFH-Urteil vom 17.Dezember 1970 IV R 119/68, BFHE 101, 354, zur Abgrenzung von laufenden und Ver盲u脽erungsgewinnen oder BFH-Urteil vom 19.Oktober 1989 IV R 94, 101/88, BFH/NV 1990, 647, zur Frage, ob Sonderbetriebsverm枚gen vorliegt) und der auch mit der notwendigen Beiladung verfolgten Ziele der Vermeidung widerspr眉chlicher Entscheidungen, der Sicherung einer einheitlichen Rechtskraftwirkung, der Gew盲hrung rechtlichen Geh枚rs und einer m枚glichst umfassenden Aufkl盲rung des Sachverhalts (vgl. dazu BFH-Urteil vom 18.Dezember 1990 VIII R 134/86, BFHE 163, 438, BStBl II 1991, 882). Dabei ist eine gewisse Typisierung aus verfahrens枚konomischen Gr眉nden geboten.
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Fundstellen
亿兆体育-Index 64299 |
BFH/NV 1992, 45 |
BStBl II 1992, 559 |
BFHE 167, 5 |
BFHE 1992, 5 |
BB 1992, 914 (L) |
DB 1992, 1276 (L) |
HFR 1992, 355 (LT) |
StE 1992, 280 (K) |