Väterorientierte Personalarbeit: Tipps und Leitfaden

Das Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie" hat den Leitfaden "Väter und Vereinbarkeit" komplett überarbeitet und neu herausgebracht. Er liefert praktische Beispiele für eine väterorientierte Personalpolitik sowie Tipps und Checklisten für den betrieblichen Alltag.

Seit der Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007 reduzieren immer mehr Väter ihre Arbeitsstunden oder steigen sogar für einen befristeten Zeitraum ganz aus der Erwerbstätigkeit aus, um Zeit für die Familie zu haben. Bereits ein Jahr nach der Einführung machte jeder fünfte Vater vom Elterngeld Gebrauch, mittlerweile beziehen es gut 46 Prozent der Väter. Das Elterngeld Plus bietet Paaren zusätzliche Möglichkeiten, Erwerbs- und Familienarbeit aufzuteilen.

Jedoch nehmen nach wie vor die meisten Väter nur zwei Monate Elternzeit. Als Motive, nicht länger in Elternzeit zu gehen, werden hauptsächlich finanzielle Gründe genannt. Überdies geben zwölf Prozent der Väter an, dass ihr Arbeitgeber mit mehr Elternzeit nicht einverstanden war.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie: für Väter oft noch schwerer

"Aufgrund eingefahrener Rollen- und Karrieremodelle ist es für Männer immer noch schwerer als für Mütter, Erwerbsarbeit und Familienarbeit unter einen Hut zu bringen", meint Kirsten Frohnert, Projektleiterin im Netzwerkbüro "Erfolgsfaktor Familie". Unternehmen sollten Vätern signalisieren, dass sie die gleichen Rechte auf Vereinbarkeit haben wir Mütter, und eine "väterfreundliche Unternehmenskultur" fördern. Frohnert dazu: "Eine Vertrauenskultur, die sich an Ergebnissen statt an Präsenz orientiert, die Akzeptanz neuer Rollenbilder sowie männliche Führungskräfte, die mit gutem Beispiel vorangehen, können Väter ermutigen, die gewünschte Partnerschaftlichkeit umzusetzen."

Dazu passen auch die Zahlen des Väterreports 2023 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Gefragt nach der idealen Aufteilung der Kinderbetreuung gibt demnach die Hälfte der Väter an, etwa die Hälfte der Betreuung übernehmen zu wollen. Tatsächlich leben dieses partnerschaftliche Modell zurzeit jedoch nur 21 Prozent der Eltern. 43 Prozent möchten gerne einen größeren Anteil der Kinderbetreuung übernehmen, als sie dies aktuell leisten.

Väter in Führungspositionen stoßen auf Hindernisse

Besonders für Führungskräfte ist es schwierig, Beruf und Familie zu vereinbaren. Zwar werden neue Arbeitszeitmodelle wie Doppelspitzen, Topsharing oder Tandem-Führung viel diskutiert. Doch die Realität sieht anders aus: Nur 5,5 Prozent der Männer in Führungspositionen reduzieren ihre Arbeitszeit. Bei den Frauen sind es 25 Prozent. Teilzeit widerspricht dem traditionellen Bild einer Führungskraft, von der umfassende Verfügbarkeit erwartet wird. Diese Erwartungen verhindern vielfach auch die Nutzung von Elternzeit, insbesondere einer längeren Elternzeit.

Leitfaden gibt Tipps für väterorientierte Personalarbeit

Hier setzt der überarbeitete Leitfaden "Väter und Vereinbarkeit" des Unternehmensnetzwerks "Erfolgsfaktor Familie" an. Die rund 50 Seiten starke Broschüre fasst die wichtigsten Daten und Fakten zum Thema Väter und Vereinbarkeit zusammen. Es kommen Interviewpartner aus Praxis und Wissenschaft zu Wort. Unternehmen wie die Vaude GmbH & Co. KG und die Möbel Fischer GmbH berichten von ihren Erfahrungen und Lösungen für Väter.

Neben Checklisten gibt die "Väterpost" in jedem Kapitel eine konkrete Vorlage dafür, wie Betriebe "ihre" Väter zum jeweiligen Thema ansprechen können. Mit vorformulierten und anpassbaren Rundschreiben können Unternehmen die Bedarfe der Väter in ihrem Betrieb abfragen. Die entsprechenden Seiten im Leitfaden können per QR-Codes heruntergeladen werden. Bei der folgenden Checkliste handelt es sich um einen Auszug aus dem Leitfaden.

Checkliste: So stärken Sie Väter mit Führungsverantwortung (Auszug)

Führungskräfte sind Multiplikatoren für eine gute Vereinbarkeit, denn sie haben eine wichtige Vorbildfunktion. Wenn Führungskräfte selbst in Elternzeit gehen, ist der Anteil der Väter, die ebenfalls Elternzeit nehmen, fünfmal so hoch wie in Unternehmen, in denen das nicht der Fall ist.

  • Schulen Sie Führungskräfte zum Thema familien- und väterbewusstes Führen. Beginnen Sie mit Führungskräften, die selbst Väter sind oder Väter im Team haben.
  • Schaffen Sie Räume, in denen auch die Befürchtungen und Sorgen Ihrer Väter in Bezug auf Karriere und Sichtbarkeit im Unternehmen einen Raum finden. So zeigen Sie, dass Ihnen das Thema wichtig ist.
  • Erarbeiten Sie mit Ihren Führungskräften passende Instrumente, zum Beispiel feste Termine für Teambesprechungen oder keine Meetings nach 17 Uhr.
  • Probieren Sie neue Führungsmodelle aus, zum Beispiel Führung in reduzierter Vollzeit oder im Tandem explizit für Väter. Bewerben Sie diese Führungsmodelle offensiv.
  • Nehmen Sie "vereinbarkeits- oder väterbewusstes Führen" in Ihre Zielvereinbarungen und Mitarbeitergespräche auf.
  • Bieten Sie auch Ihren Vätern mit Führungsverantwortung flexible Arbeitsmodelle an. So können diese ihre Vaterschaft auch im Familienalltag selbstverständlich leben.
  • Präsentieren Sie Führungskräfte, die aktive Väter sind, in Ihrer internen Kommunikation als Vorbilder.
  • Thematisieren Sie eine väterorientierte Vertrauenskultur in Ihren Beschäftigenbefragungen.
  • Versichern Sie den Vätern in Ihrem Unternehmen, dass Vaterschaft und Karriere vereinbar sind.
  • Achten Sie im Sinne der Nachwuchsförderung darauf, dass auch Führungskräfte das Vertrauen haben, ihr Familienleben nach ihren Wünschen gestalten zu können.

Den vollständigen Leitfaden "Väter und Vereinbarkeit. Leitfaden für eine väterorientierte Personalarbeit" (Hrsg. BMFSFJ)


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