Dipl.-Psych. Julia Scharnhorst
Psychische Belastung und Fehlbeanspruchung f眉hren nicht nur zu Unwohlsein und Leid bei den einzelnen Betroffenen und ihren Familien. 脺berm盲脽ige Stressbelastung wirkt sich auch negativ auf Unternehmen und die gesamte Gesellschaft aus:
- hohe Fehlzeiten von Besch盲ftigten wegen psychischer St枚rungen;
- finanzielle Verluste von Unternehmen durch Lohnfortzahlungen ohne den Gegenwert der Arbeitsleistung der Erkrankten;
- erh枚hte Belastung der anwesenden Belegschaft, da erkrankte Kolleginnen und Kollegen teilweise l盲ngerfristig vertreten werden m眉ssen;
- Produktionsausf盲lle mit entsprechenden Umsatzeinbu脽en;
- h枚here Fehlerquoten durch psychisch belastete Mitarbeiter;
- h枚here Fluktuation von Mitarbeitern, die die Arbeitsbedingungen als zu belastend empfinden und damit verbunden h枚here Kosten f眉r Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter;
- sinkende Motivation der verbleibenden Belegschaft wegen eigener Stressbelastung in Verbindung mit der Notwendigkeit, erkrankte Kolleginnen und Kollegen zu vertreten;
- krankheitsbedingte Ausf盲lle auch von F眉hrungskr盲ften, die schwer zu vertreten oder zu ersetzen sind;
- finanzielle Belastung der Krankenkassen wegen der Behandlungskosten f眉r psychisch Erkrankte;
- finanzielle Belastung der Krankenkassen wegen der Kosten f眉r Krankengeld;
- finanzielle Belastung der Rentenversicherungstr盲ger durch vorzeitige Berentung psychisch Erkrankter.
Das Problem der steigenden psychischen Belastung am Arbeitsplatz betrifft nicht nur Deutschland, sondern auch andere europ盲ische L盲nder:
Zitat
Psychosoziale Risiken und arbeitsbedingter Stress geh枚ren, was Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz angeht, zu den gr枚脽ten Herausforderungen. Sie beeintr盲chtigen die Gesundheit des Einzelnen erheblich, wirken sich aber auch negativ auf die Unternehmen und Volkswirtschaften aus.
Rund die H盲lfte der europ盲ischen Arbeitnehmer ist der Meinung, an ihrem Arbeitsplatz sei Stress 眉blich und rund 50 Prozent der Fehltage sind auf Stress zur眉ckzuf眉hren. Wie viele andere seelische Gesundheitsprobleme wird auch Stress h盲ufig missverstanden oder stigmatisiert. Betrachtet man psychosoziale Risiken und Stress jedoch als Problem auf der Ebene der Organisation, k枚nnen sie genauso handhabbar sein wie alle anderen Gesundheits- und Sicherheitsrisiken am Arbeitsplatz.
Stress ist das am zweith盲ufigsten genannte arbeitsbedingte Gesundheitsproblem in Europa, wie die Europ盲ische Beobachtungsstelle f眉r berufsbedingte Risiken erkl盲rte. Rund 60聽% aller Fehlzeiten sind auf psychosoziale Risiken zur眉ckzuf眉hren. Die Beobachtungsstelle geht von einer zunehmenden Zahl von Betroffenen aus. Damit ist berufsbedingter Stress eine der gr枚脽ten Herausforderungen f眉r Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit in Europa.
In einer gro脽en Studie zum Thema Stress gaben knapp zwei Drittel der Befragten an, sich gestresst zu f眉hlen 鈥 dabei wurde allerdings nicht zwischen privatem und beruflichem Stress unterschieden. Mehr als ein Viertel der Studienteilnehmer gaben an, sich h盲ufig gestresst zu f眉hlen. "Die Erwerbst盲tigkeit hat also ganz entscheidenden Einfluss auf das Stresserleben der Befragten. Daher verwundert es nicht, dass die Studie auch zeigt, dass diejenigen, die nicht erwerbst盲tig sind, einen deutlich geringeren Stresspegel haben. Nur 45 Prozent von ihnen sagen, dass sie manchmal oder h盲ufig Stress haben, bei den Erwerbst盲tigen stehen drei Viertel unter hohem Druck." Erschreckend ist auch, dass in dieser Stressstudie 64聽% der Befragten sagten, sie h盲tten jetzt mehr Stress als vor 3聽Jahren. Zumindest der von den Besch盲ftigten empfundene Stresspegel steigt also seit Jahren ungebremst weiter an. "Statistisch betrachtet liegt das durchschnittliche Stressniveau 2021 signifikant 眉ber dem Niveau von 2016 und von 2013. Der Stress hat in Deutschland damit weiter zugenommen."
Laut DAK-Gesundheitsreport 2023 ist mehr als die H盲lfte der Fehltage auf nur 3 Diagnosegruppen zur眉ckf眉hren: An erster Stelle standen Atemwegserkrankungen. Sie verursachten 19,9聽% aller Ausfallzeiten. Auch die Fehltage aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen sind leicht gestiegen. Psychische Erkrankungen verursachten 15,1聽% der Ausfalltage.
Viele Krankenkassen verzeichnen starke Anstiege bei den Arbeitsunf盲higkeitszeiten wegen psychischer St枚rungen:
Zitat
Noch nie gab es wegen psychischer Erkrankungen so viele Ausfalltage im Job wie im Corona-Jahr 2020. Sie erreichten mit rund 265聽Fehltagen je 100聽Versicherten einen neuen H枚chststand. Im Vergleich zu 2010 bedeutet dies eine Zunahme um 56聽Prozent. (...) Ein psychischer Krankheitsfall dauerte 2020 durchschnittlich 39聽Tage 鈥 so lang wie noch nie.
Abb.聽9: H枚chststand bei Fehltagen wegen psychischer Erkrankungen
Bei keiner anderen Diagnosegruppe gab es in den letzten Jahrzehnten einen so starken Anstieg bei den Krankheitsf盲llen und bei den Ausfallzeiten wie bei den psychischen St枚rungen. Die Statistiken aller Krankenkassen zeigen, dass die Arbeitsunf盲higkeitsf盲lle wegen psychischen und Verhaltensst枚rungen seit Jahren deutlich st盲r...